Nach mehreren Rundreisen durch verschiede Regionen Indiens und fasziniert   von der Gastfreundlichkeit und Offenheit der Menschen, haben wir uns für die Adoption eines indischen Mädchens entschieden. Wir wollten ein Mädchen in    unsere Familie aufnehmen, weil diese in Indien oft schlechter behandelt werden    als Jungen. Sie erhalten nicht die gleiche medizinische Versorgung und auch bei   der Schulbildung werden lieber die Jungen einer Familie gefördert. Zum anderen konnten wir bei Besuchen von verschiedenen Kinderheimen in Madras, Calkutta     und Rajkot feststellen, dass es überwiegend Mädchen in den Heimen gibt, die für eine Auslandsadoption freigegeben werden, da die Jungen meist noch eine Chance haben im Land vermittelt zu werden.

Am 02. Juni 1998 haben wir die erste Anfrage zu Pro Infante, einer   anerkannten Adoptionsvermittlungsstelle geschickt, mit der Bitte um Informationsmaterial. Am 31.08.1998 kam die Antwort, dass zur Zeit keine     neuen Bewerber in das Verfahren aufgenommen werden und dass dieser Stopp     noch bis Ende 1998 andauern wird. Wir wurden aber in eine Warteliste aufgenommen, was uns zu diesem Zeitpunkt genügte. Wir stellten eine Fotomappe zusammen,füllten  den Fragebogen gewissenhaft aus und stellten die nötigen Dokumente zusammen. (Geburtsurkunde, Heiratsurkunde, Führungszeugnisse usw.)

Parallel setzten wir uns mit den Sozialdienst katholischer Frauen in Werl in Verbindung, Wir standen in regelmäßigem Kontakt mit Pro Infante, die uns aber immer wieder mitteilten , dass der Adoptionsstopp noch verlängert worden sei.   Wir hatten also weiterhin Geduld.Im August gab es einen Lichtblick, Pro Infante hat das Jugendamt aufgefordert, einen Adoptionseignungsbericht anzufertigen. Sollte es endlich weitergehen?Die für uns zuständige Stelle der SKF teilte uns   mit, dass wir ein Bewerberverfahren durchlaufen und Gesundheits – und Führungszeugnisse benötigen. Zum anderen kamen persönliche Gespräche, Bewerbergruppenabende und ein Wochenendseminar hinzu. Wir erhielten einen positiven Sozialbericht, der an Pro Infante weitergeleitet wurde.Da inzwischen    4 Jahre vergangen waren, haben wir uns auch mit der Adoptions- vermittlungsstelle ICCO in Hamburg in Verbindung gesetzt. Hier sagten uns aber die Vermittlungskriterien im Bezug auf Alter und Geschlecht des Kindes nicht zu.    Also hieß es uns weiter in Geduld zu üben und regelmäßig bei Pro Infante    anzurufen um den neuesten Stand der Dinge zu erfragen. Mit Schrecken haben    wir auf diesem Weg von der nicht verlängerten Lizenz von Pro Infante erfahren. Carla Wiedeking die Gründerin der Vermittlungsstelle versicherte uns aber die Lizenz bald wieder zu bekommen und dann ihre Arbeit schnell fortzuführen.

Im April 2003 wurden wir von Frau Wiedeking nach Kempen eingeladen. Wir hatten ein ausführliches Gespräch, aber Pro Infante hatte zu dieser Zeit noch immer keine neue Lizenz erteilt bekommen. Wir baten sie um Unterstützung da    wir unsere Papiere selber nach Indien bringen wollten um uns persönlich in einem Kinderheim vorzustellen. Sie hielt das auch für das Beste und stellte einen    Kontakt her. Jetzt hieß es wieder Führungszeugnisse, Gesundheitszeugnisse, Referenzschreiben, Gehaltsnachweise zu besorgen und den Sozialbericht zu aktualisieren. Alles musste notariell beglaubigt, übersetzt und bei der indischen Botschaft in Frankfurt überbeglaubigt werden. Mit diesen Papieren haben wir     uns im August 2003 auf den Weg nach Indien gemacht wo uns in Delhi mitgeteilt    wurde, dass wir uns in einem Kinderheim in Pune vorstellen können. Dort  angekommen wurden uns beide Heime von Preet Mandir gezeigt. In Unit 1 werden  ca. 350 Kinder im Alter von 1 Tag bis ca. 15 Jahren betreut. Sie werden gut versorgt und gefördert, es wird auch eine Berufsausbildung angestrebt und eine Eingliederung ins selbständige Leben unterstützt.Unit 2 ist ein kleineres Heim    und betreut ca. 75 Kinder im Alter von 1Tag bis ca. 8 Jahren.

Hier wurde uns unsere erste Tochter Dhanwantari vorgestellt. Gerade mal 6 Monate, winzig und hübsch. Sie lachte uns an und wir haben sie gleich lieb  gewonnen. Ihre Krankenakte wurde uns erklärt und wir erfuhren, dass sie zwei Löcher im Herzen hat(VSD). Wir wollten sie trotzdem und ließen sie von einem Kinderkardiologen untersuchen , wie es um sie steht. Er teilte uns mit ,das sich     ein Loch breits geschlossen hat und das andere deutlich kleiner geworden ist. In Deutschland könnten wir ihr helfen, also stimmten wir der Adoption zu. Nach     zwei wunderschönen Tagen mit ihr mussten wir uns verabschieden und den       Heimweg antreten. Der Abschied fiel uns verdammt schwer, aber wir mussten den indischen Behörden die Zeit geben, um zu klären, ob Dhanwantari frei für eine Auslandsadoption ist. Eine zermürbende Zeit des Wartens begann.Inzwischen   stand fest, dass Pro Infante die Lizenz so schnell nicht wiederbekommen würde.   Da Indien am 06. Juni 2003 und Deutschland bereits am 23. Oktober 2001 das Haager Übereinkommen ratifiziert haben, somit Vertragsstaaten sind und zum Schutz von Kindern und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der internationalen Adoption unterstützen, hat sich zu unserem Glück die zentrale Adoptionsstelle    des Landesjugendamtes in Münster bereit erklärt, unseren Fall zu übernehmen.  Hier trafen wir hochmotivierte Mitarbeiter die sehr engagiert und kompetent an  die Sache rangingen. Sie waren uns eine sehr große Hilfe. Auch das     Kreisjugendamt Soest hat uns stets gut beraten und betreut.